In dieser Interviewserie stelle ich 7 Fragen an Führungskräfte, die sprichwörtlich eine Verbindung „nach oben“ pflegen. Es handelt sich hierbei um Personen aus der Kirche und Wirtschaft, die Leadership wohlmöglich noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Ich möchte herausfinden, was „Spiritual Leadership“ für sie bedeutet und inwiefern ihr Glaube an Gott ihre Führungstätigkeiten beeinflusst. Darf ich also vorstellen? Fionn Kientzler, Managing Partner bei Suxeedo. Er wird mir im Folgenden Rede und Antwort stehen…

 

Fionn Kientzler

Fionn Kientzler
Managing Partner bei Suxeedo

Fionn Kientzler ist Managing Partner bei der Content Marketing Agentur Suxeedo. Wir entwickeln hochwertige Inhalte, sowohl für Search als auch Kommunikation, Social Media und Conversion Optimierung. Unser Fokus liegt stark auf dem Thema Content UX, welcher bedeutet, dass wir Inhalte als Teil der gesamten User Journey und unter dem Gesichtspunkt der User-Interkation optimieren.

 

1. Welches Buch, Blog oder Podcast hat dich als Führungskraft positiv geprägt und würdest du weiterempfehlen?

Tatsächlich höre ich viele Podcasts und lese viele Bücher. Deswegen konzentriere ich mich hier in meinen Empfehlungen einmal auf die Bücher, mit welchen ich mich im Zusammenhang mit Spiritual Leadership beschäftige.

  • Marcus Aurelius: The Meditations Es ist ein Buch voller Inspirationen, wie man sehr bodenständig mit all den Dingen umgeht, die einen Alltäglich begegnen.
  • Eckhart Tolle: A New Earth Jeder der irgendwie führen möchte, muss sich selber ersteinmal verstehen lernen, dass Buch vermittelt Wege, wie man sich selbst versteht und wie man so, dass beste aus seiner eigenen Essenz herausholen kann.
  • The Voice of the Buddha: Ein Buch über die Lehren Buddhas, welches sehr anschaulich vermittelt, was eigentlich die die Grundprinzipien sind, nach denen man innere Zufriedenheit erlangen kann.
  • Bhagavad Gita En sehr wichtiger Heldenepos aus dem Hinduismus, das Buch hilft einen in Schwierigen Situationen sich mit der richtigen Energie auf das sachlich notwendige zu fokussieren.
  • Das Neue Testament Besonders das Johannes Evangelium beinhaltet viele interessante Schätze, die man findet wenn man es wieder und wieder liest.

Zudem kann ich folgende Youtube-Kanäle empfehlen:

  • BK Shivani ist eine hinduistische Lehrerin, man muss sich durch die Liste der Videos scrollen, weil viele auch auf Hindi sind. Es gibt viele tolle Videos zu den Oberthemen: Spiritual Leadership und Self Leadership. Sehr zu empfehlen!
  • Tim Ferris Podcast Spannende Gäste und Deep Dives in viele interessante Themen.

Natürlich hat jeder seinen eigenen Geschmack, ich mag auch nicht alle von den Podcasts und Videos, jeder sollte das finden, was für sie oder ihn eine positive Resonanz erzeugt.

 

2. Woran glaubst du bzw. wie würdest du deine Weltanschauung beschreiben?

Wie man an meinen Buchvorschlägen erkennt, sehe ich die spirituelle Welt als in sich verknüpft an. Ich sehe eine direkte Linie vom Hinduismus, zum Buddhismus zum Christentum. Zum Beispiel; Buddha hat gesagt , dass er uns den Pfad lehrt und Christus hat gesagt, ich bin der Weg. Letztlich sollte eine Religion nur der Anfang sein und nicht der Endpunkt. Spiritualität ist für mich ein Weg mit Höhen und Tiefen, der viel mit Selbsterkenntnis, Achtsamkeit und der Ausbildung der Wahrnehmung zutun hat.

 

3. Ist Glaube für dich eine Privatsache? Inwiefern beeinflusst deine Spiritualität deine Rolle als Führungskraft?

Tatsächlich sehe ich Glaube besonders in Deutschland und der deutschen Kultur als etwas Privates an. Wir leben ja in einer sekularen Gesellschaft. Ich tausche mich bei der Arbeit nicht über Glaubensinhalte aus, weil ich Niemand in seiner oder ihrer Freiheit beeinflussen möchte. Den einzigen Einfluss den die Spiritualität auf die Arbeit bei mir hat, ist der Weg wie ich mit mir selber umgehe, wie ich reflektiere und wie ich mit meinen Kollegen umgehe.

Spiritualität bedeutet für mich übrigens nicht auch einmal unangenehme Wahrheiten zu äußern, oder mich in einer wichtigen Sache durchzusetzen. Es ist ein falsches Verständnis von Spiritualität, wenn man denkt man müsse immer „lieb“ sein. Wahrhaftig sein, der Sache gut zu dienen und anderen Menschen verzeihen, auch wenn dich Attribute oder Fehler stören, dass ist eher der Weg, den ich aktuell für mich gefunden habe. Es geht darum mit den Mitmenschen liebevoll umzugehen, sie nicht zu verurteilen und gleichzeitig Grenzen zu setzen.

 

4. Wie gehst du mit Menschen um, die andere Glaubensüberzeugungen haben? Wo fühlst du dich mit deinem Glauben manchmal missverstanden und was würdest du dir in diesem Zusammenhang von deinem Umfeld wünschen?

Ich sehe Menschen, die andere Überzeugungen haben auf einem Weg. Ich bin auf einem Weg, sie sind auf einem Weg und jeder ist auf einer anderen Wegstrecke, manchen kann ich auf meiner Wegstrecke begegnen anderen nicht. Deswegen versuche nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich Menschen auf ihrem Weg freizulassen.

Eigentlich ist es schon gewagt überhaupt über Spiritualität zu reden. Da gibt es zahlreiche Vorurteile, die wir alle kennen. In Nord Amerika, wo ich lange gelebt habe, versucht man Menschen nicht so schnell in eine Schublade zu schieben, da wird mit solchen Themen viel freilassender und undogmatischer umgegangen. Das wünsche ich mir manchmal auch in Deutschland.

 

5. Sowohl in der Kirche als auch in der Wirtschaft ist Leadership notwendig. Im kirchlichen Kontext gilt es nur häufiger auch ehrenamtliche Mitarbeiter:innen zu leiten. Welchen Unterschied macht es aus deiner Perspektive, ob man als Führungskraft mit Angestellten oder Ehrenamtlichen zusammenarbeitet?

Ich habe früher sehr viel ehrenamtlich gearbeitet. Ich denke der Unterschied ehrenamtliche Mitarbeiter:innen zu leiten ist, dass es hier vorallem darum geht, anderen Menschen zu helfen. Daraus zieht man die Genugtuung, nicht primär aus dem Gehalt. Deswegen ist es hier wichtig den Fokus darauf zu legen, in der eherneamtlichen Arbeit Leute so zu begleiten und coachen, dass sie besser helfen können und dies immer wieder in den Fokus zu rücken. Die anderen, eher organisationalen und administrativen Teile ergeben sich dann schon fast von alleine.

 

6. Was bedeutet es für dich konkret „geistlich zu führen“? Kannst du mir hier vielleicht von einem persönlichen Beispiel erzählen, was im Zusammenhang mit deiner Führungsposition stand?

Geistig zu führen, bedeutet für mich vor allem erst einmal sich selbst geistig zu führen und damit als Führungskraft in der eigenen Organisation eine Stimmung zu erzeugen, welche persönliches Wachstum fördert. Durch die Spiritualität entstehen viele nützliche Intuitionen und reflektive Momente für den Arbeitsalltag.

 

7. Welche biblische Geschichte, Figur oder Aussage fasziniert dich im Hinblick auf das Thema Führung und könnte für Führungskräfte (ganz egal, ob sie sich selbst als gläubig betrachten oder nicht) ein wertvoller Impuls für ihren Führungsalltag sein?

In der Bagavad Gita wird Arjuna herausgefordert seine eigenen Muster zu durchbrechen um für eine gute Sache zu kämpfen. Diese Art von Mut ist ein wichtiger Impuls sich und andere voranzubringen.

Wenn man sich mit der Stimme von Jesus in der Bibel auseinandersetzt, dann ist er sehr klar, was gut und was schlecht ist. Er strebt nach der Wahrheit, er strebt danach die Menschheit voranzubringen. Er ist so gesehen sehr mutig und durchsetzungsstark und gleichzeitig liebevoll und vergebungsvoll. Es geht ihm nicht um das Gewinnen, sondern darum, die Menschheit zu unterstützen in Freiheit den richtigen Weg zu erkennen und zu folgen.

 

Bonusfrage: Religion wird gern als „Opium für’s Volk“ verstanden. Doch die Mitgliedszahlen der staatlichen Kirchen gehen von Jahr zu Jahr zurück. Gleichzeitig hört man auch immer wieder Geschichten von kirchlichen Leitern, die ihr Amt missbrauchen oder gar in Missbrauch verwickelt sind. Das Christentum scheint in Europa auf einem Abstellgleis zu stehen. Stimmt dies so aus deiner Sicht überhaupt? Hat die Kirche wohlmöglich ein Führungsproblem?

Viele haben der Institution der Kirche abgesagt und stellen eher die eigene Spiritualität in den Vordergrund. Ich glaube, wir dürfen uns nicht zu sehr an der teils politischen Institution der Kirche aufhängen, es geht ja um einzelne Kirchen, um einzelne spirituelle Gemeinschaften. Es hat eine tolle Kraft gemeinsam zu „worshippen“ und es bietet für viele Menschen eine Chance für Menschen gemeinsam stärker ihre Spiritualität zu entwickeln, als sie es alleine können.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert