In dieser Interviewserie stelle ich 7 Fragen an Freelancer:innen aus dem Bereich SEO und Digitales Marketing. Im Fokus stehen dabei Fragen aus den Bereichen Selbstführung, Selbstständigkeit und Unternehmertum. Hierdurch lernst du die freischaffenden Unternehmer:innen näher kennen und erhälst durch ihre Antworten einen Eindruck, worauf es beim Freelancing ankommt. Es lohnt sich also definitiv! Darf ich also vorstellen? Max Schubert. – Er wird mir im Folgenden Rede und Antwort stehen…

 

Max Schubert

Max Schubert

Max Schubert ist ein ehemaliger Kommilitone von mir und hat sich ein bisschen reingeschlichen – weil sein Startup (SparenStattTilgen.de) noch so frisch ist, dass er die letzten 18 Monate eigentlich mehr Freelance-Gründer als CEO war. Er glaubt, dass SparenStattTilgen die Zukunft des Kredits ist, weil seine Kunden dadurch von der Inflation, Steuervorteilen, Aktien und gleichzeitig von Immobilien oder Solaranlagen profitieren.

 

1. Welches Buch, Blog oder Podcast hat dich für die Themen Selbstführung und Unternehmertum positiv geprägt und würdest du weiterempfehlen?

Der Selbstführungsklassiker schlechthin: 7 Habits of highly effective people. Die Konzepte von Proaktivität und Fokus auf den eigenen „Circle of Influence“ haben mich sehr beeinflusst. Insgesamt bin ich eher der Buch-Typ. Und habe in dem Kontext viele Favoriten. In ein paar Kategorien sind es diese:

Die geistige Grundlage für unser Projekt SparenStattTilgen ist: Eine Kombination aus Snowball von Warren Buffet und Zahlenwerken wie Triumph of the Optimists: 101 years of global investment returns (Dimson, Marsh, Staunton). Beim Thema Investment muss ich aber sagen, dass ich viel aus Gesprächen mit Experten bei der DWS und bei Fidelity mitgenommen hab.

 

2. Selbstständig zu sein bedeutet nicht nur sein eigener Chef zu sein, sondern letztlich auch sein:e erste:r und einzige:r Angestellte:r zu sein. Damit einher geht, dass man sich selber Strukturen, Routinen und Prozesse schaffen muss. Das ist Selbstdisziplin. Welche Mittel und Wege helfen dir dabei, um dich selbst zu organisieren und weise mit deinen Freiheiten umzugehen?

Ich habe die Selbstständigkeit parallel zu meinem Hauptjob gestartet. Deswegen habe ich eine besondere Herausforderung in der Selbstorganisation. Anfänglich habe ich es einfach irgendwie versucht unterzubekommen. Das war schnell herausfordernd und frustrierend, weil ich nicht so schnell vorankam, wie ich wollte.

Dann habe ich recht schnell entschieden, dass ich es nicht allein machen kann sondern Hilfe brauche. Woher kommt aber Hilfe wenn du kein Geld und kein funktionierendes Geschäftsmodell hast?

Erstmal mit vielen Menschen über die Idee sprechen… Und mit etwas Glück und Begeisterung wurde ich weiterempfohlen und konnte eine kleine Gruppe von „Gläubigen“ Sparen-statt-Tilger:innen versammeln.

Unser Ziel ist es ein Unternehmen zu werden, an dem dann alle beteiligt sind. Bis dahin haben wir aber freiberufliche Vereinbarungen.

So richtig Fortschritt hat aber begonnen als sich drei Dinge verändert haben.

  1. Als ich Christopher als Co-Founder gefunden habe. (Streng genommen war es da mit der Selbständigkeit vorbei) und es wurde „Unternehmerisch“. Er hat Vollgas gegeben und direkt Speed in viele Dinge gebracht.
  2. Als wir begonnen haben das Team regelmäßiger und mit mehr Struktur zu versorgen. Zum Beispiel mit:
    • In etwa monatlichen OKRs
    • regelmäßigen Terminen (so wenig wie möglich so viel wie nötig)
    • Jira zur Aufgaben Organisation (danke T.)
    • Persönlichen Check-ins in fester Frequenz
  3. Im Sommer hatten wir eine Menge Kundenfeedback und haben für ein paar Wochen eine Kern-Priorität „geiles Produkt“ ausgerufen und das ganze Team darauf aligned. Und das hat nochmal viel Kreativität und Energie entfesselt.

Meine Herausforderung bleibt weiterhin Zeit. Aber ich habe ein paar Mitstreiter:innen gefunden, mit denen ich dennoch unsere Mission vorantreiben kann – Den Kredit und die Altersvorsorge der Zukunft zu bauen.

So lässt es sich einfaches Bewerkstelligen auch mal Feierabend zu machen.

Ich glaube der Hebel liegt für jeden darin zu erkennen in was er hervorragend sein kann und will. Bei mir ist das: Ein Team hinter einer Idee, einem Ziel zu vereinen. Und dann ist es eigentlich auch egal – was die Organisationsform ist. Selbstständig sein muss nicht heißen „Einzelkämpfer“.

 

3. Im Volksmund sagt man „Selbstständig zu sein bedeutet: Selbst und ständig.“ Ob das immer so stimmt, hängt sicher von einem selbst ab. Aber eins ist klar: Selbstständigkeit verlangt Selbstachtung. Wie gelingt es dir, dass du verantwortungsvoll mit deiner Zeit und deinem Körper umgehst?

In kurz: Reflektion, Vorsätze & Pläne, Gewohnheiten & Rituale, Accountibility-Partner.

Reflektion: Ich reflektiere wöchentlich und monatlich wie es mir geht. Geistig und Körperlich.

Vorsätze & Pläne: Meistens kommen Vorsätze aus der Reflektion (z.B. mehr Sport, mehr Lesen etc.)

Gewohnheiten & Rituale: Eine Gewohnheit ein Ritual ist die kleinste Maschine, die du bauen kannst. Denn was zum Verhaltensstandard wird kostet keine Energie in der Umsetzung. Also versuche ich Vorsätze so zu übersetzen. Bei mir heißt das: Walking Meetings, Musik am Morgen, Reflektion am Sonntag… und ein paar andere Sachen.

Accountability-Partner: Die wichtigste Person ist hier wahrscheinlich meine Frau. Sie weiß sehr schnell, ob ich gerade zu wenig für mich selbst mache. Und sagt auch mal „jetzt ist aber Schluss für heute“. Und dafür bin ich mega dankbar. Mit meinem Mitgründer habe ich auch eine Vertrauensbasis, auf der wir uns informieren und aushelfen, wenn es zu viel wird.

 

4. Freelancer:innen sind per se selbst ihre wichtigste Schlüsselressource und gleichzeitig auch ihr wichtigster Vertriebskanal. Damit einher geht ein nicht skalierbares Geschäftsmodell, insbesondere wenn Zeit gegen Geld verkauft wird. In der Literatur spricht man hierbei vom Owner’s Business Dilemma. Inwiefern siehst du dies für dich persönlich als ein Problem? Und welche Lösungsideen hast du, um diesem zu entkommen?

Ich habe viele Jahre in einer Agentur gearbeitet. Und seit dieser Zeit habe ich immer gesagt, dass ich niemals ein Service Business (Geld für Zeit) gründen würde. Vermutlich, weil mir wenig gute Ideen gekommen waren, wie ein solches Business fantastisch skalieren kann.

Langfristige Geschäftsmodelle wie zum Beispiel im Asset Management gefallen mir deutlich besser. Warum? Wenn man langfristig einen kleinen Prozentsatz des Kundenvermögens verdient. Dann hat man das gleiche Interesse der Kunde: Sein Vermögen möglichst schlau vermehren.

Beim Vertrieb bin ich stark von meinen Marketing-Wurzeln geprägt. Ich bin immer auf der Suche nach Möglichkeiten wie ich meinen Impact in der gleichen Zeit vergrößern kann. Content Marketing, Webinare oder Paid. Bei vielem anderen hilft eben einfach delegieren: Jemand finden der es besser oder günstiger kann als ich selbst. Manchmal ist das auch einfach ne Software oder eine gebaute Automation.

 

5. Man sagt, dass eine Unternehmensvision die Voraussetzung für die Strategie und damit den langfristigen Erfolg ist. Es dreht sich dabei alles um die Frage, was man ernsthaft mit seinem Business erreichen will. Gilt dies auch für Freelancer:innen? Was ist dein langfristiges Ziel mit deiner Selbstständigkeit?

Mein langfristiges Ziel ist es, SparenStattTilgen zu einer festen Größe und zur Alternative neben dem Annuitäten-Darlehen zu machen. Einfach weil es geiler ist und für die meisten nur schwer zu erreichen. Aber mein Ziel ist auch, dass es dann eine Firma ist.

Ich glaube ein persönlicher Purpose ist für jeden Wichtig, und man sollte sich dazu Gedanken machen. Ich bin aber nicht sicher, dass jede:r Solo-Selbständige zwangsläufig eine Unternehmensvision haben muss. Denn vielleicht ist das Ziel einfach „möglichst entspannt ein gutes Leben zu haben“. Ist doch auch ok.

 

6. Viele sehen in der freischaffenden Beschäftigung die Chance, um wesentlich mehr Geld zu verdienen als in einer Anstellung. Doch immer wieder gibt es auch Beispiele, wo dies eben nicht gelingt. Was sind deines Erachtens die Faktoren, um als Freelancer:in erfolgreich zu sein? Wo siehst du Gefahren und Herausforderungen in der Selbstständigkeit? Und wie ist dein Weg hier gewesen?

Ich bin nicht sicher, ob Geld die einzige und wesentliche Motivation sein sollte. An meiner Selbständigen und Unternehmerischen Tätigkeit schätze ich vor allem die Freiheitsgrade und die Eigenverantwortung. Sowie die Leute, mit denen ich wahnsinnig schnell ausprobieren und Lernen kann. Ob, wie schnell und wieviel Geld sie abwirft ist wichtig, aber ungewiss. Geld ist für mich hier eher ein Nachweis von „Nützlichkeit“.

Ich glaube mit SparenStattTilgen arbeite ich an einer Lösung für eine ganze Reihe von persönlichen Herausforderungen (Altersvorsorge, Finanzielle Freiheit, Inflations-Absicherung). Wenn ich hier bessere Lösungen als andere schaffe „verdiene“ ich auch eine gute Bezahlung. Und wenn ich das skalierbar tue, vielleicht sogar unternehmerischen Erfolg.

Andersherum: Ich denke jede:r Selbständige, Unternehmer:in, aber auch Mitarbeiter:in sollte sich einfach regelmäßig die Frage stellen: „Ist mein Beitrag hier nützlich?“. Und dabei liegt der Fokus auf „… nützlich für andere? … nützlich für das System?“

Denn wer nützlich ist, der ist meiner Erfahrung nach auch finanziell erfolgreich.

 

7. Würdest du jemals wieder in ein Angestelltenverhältnis zurückgehen (wollen)? Warum bzw. warum nicht?

Wie gesagt – ich bin hybrid. Und zwar gleich doppelt. Denn ich bin selbstständig, Unternehmer und auch angestellt. Ich würde niemals NIE sagen. Denn jeder Arbeitsmodus hat viele Vorteile und damit eine Rolle in einem bestimmten Lebensabschnitt.

 

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