Eigentlich ist der Begriff „Female Leadership“ in meinen Augen irreführend, weil Führung immer grundlegenden Prinzipien folgt, die nichts mit dem Geschlecht zu tun haben. Dennoch hatten bzw. teils auch haben es Frauen nicht immer leicht, eine Führungsrolle einzunehmen. Daher soll diese Interviewserie weibliche Führungskräfte besonders ehren und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Perspektive zum Thema Führung weiterzugeben. Darf ich also vorstellen? Sylwia Iwanejko-Sajewska, Country Managerin DACH bei TripleLift. Sie wird mir im Folgenden Rede und Antwort stehen…

 

Sylwia Iwanejko-Sajewska

Sylwia Iwanejko-Sajewska
Country Managerin DACH bei TripleLift

Sylwia Iwanejko-Sajewska ist Country Managerin DACH beim globalen Werbetechnologie-Unternehmen TripleLift. In dieser Funktion baut sie derzeit das lokale Team auf und treibt das Wachstum des Unternehmens hierzulande voran. TripleLift ist eine der weltweit größten Sell-Side-Plattformen für Programmatic Advertising und arbeitet in Deutschland mit führenden AGOF-Vermarktern und Mediaagenturen zusammen. Im Fokus des Unternehmens steht das Ziel, Publishern dabei zu helfen, ihr Inventar zu monetarisieren und Advertisern, dieses einfach zugänglich zu machen.

Iwanejko-Sajewska ist Digital-Expertin durch und durch und arbeitet bereits seit vielen Jahren in der deutschen Digitalbranche. Auch vor ihrem Einstieg bei TripleLift hatte die heute 40-Jährige bereits Führungspositionen inne und arbeitete unter anderem als Vice President of Sales DACH beim Programmatic-Experten Hivestack und als Head of Buyer für Zentraleuropa bei der Sell-Side-Werbeplattform Magnite. Als Senior Key Account Manager für das DACH-Geschäft hatte sie zuvor für den Video- und CTV-Publisher Vevo sowie für die globale Datenplattform plista gearbeitet. Für das internationale Agenturnetzwerk IPG war sie in unterschiedlichen Positionen tätig.

 

1. Welches Buch, Blog oder Podcast hat dich als Führungskraft positiv geprägt und würdest du weiterempfehlen?

Inspiriert und beeinflusst haben mich wahrscheinlich viele. Zuletzt habe ich aber Start with Why und Leaders eat last von Simon Sinek gelesen. Ihm gelingt es, anhand verschiedener Beispiele zu verdeutlichen, warum erfolgreiche Menschen eigentlich handeln, wie sie handeln, und was für Muster dahinterstecken. Das hat mir teilweise die Augen geöffnet. Total spannend fand ich auch das Buch Hit Refresh von Satya Nadella über die Transformation des Microsoft-Konzerns, und durch The High Five Habit von Mel Robinson habe ich gelernt, wie wichtig es ist, sich auch mal selbst auf die Schulter zu klopfen. Außerdem möchte ich Think like a Monk und den Podcast On Purpose von Jay Shetty empfehlen. Shetty beschreibt, wie man es schafft, negative Gedanken und Gewohnheiten zu überwinden und die Kraft in der eigenen Ruhe zu finden.

 

2. Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben und welche Erwartungen impliziert dies auf deine Mitarbeiter:innen?

Meinen Führungsstil würde ich als authentisch und einfühlsam beschreiben. Ich versuche, stets menschlich zu bleiben, egal was passiert. Außerdem versuche ich, mutig zu sein, also keine Angst davor zu haben, das zu tun, was notwendig ist. Eine weitere Eigenschaft ist meine Beharrlichkeit. Ich arbeite fokussiert auf ein Ziel hin und gebe nicht so schnell auf. Ich bin eher der Typ, der groß denkt und eine Mentalität an den Tag legt, die mich antreibt, es immer wieder erneut zu versuchen.

Auch von meinen Mitarbeitern erwarte ich, dass sie in der Lage sind, das große Ganze zu sehen und sich auf Ziele und Aufgaben zu konzentrieren, die über die eigene Person hinausgehen. Dabei gilt es, immer positiv zu denken. Ausdauer, Durchhaltevermögen und Entschlossenheit sind aus meiner Sicht wichtige Attribute, ebenso Bescheidenheit und Zuversicht.

 

3. Als Frau zu führen ist nicht immer leicht. Man hört immer wieder auch von Geschichten, wo sich Männer gegenüber Frauen absolut daneben benehmen. Kannst du uns etwas in deine persönliche Geschichte mit reinnehmen und beschreiben, wie du (trotzdessen) zu einer Führungskraft geworden bist? Welche Barrieren musstest du überwinden bzw. wer oder was hat dir dabei geholfen?

Die größte Barriere bildeten wahrscheinlich der Selbstzweifel und die damit verbundenen Fragen: Bin ich bereit für eine Führungsrolle? Kann ich die Anforderungen erfüllen? Und kann ich allen sozialen Rollen – also Leader und gleichzeitig Mutter – gerecht werden? Mein starker Glaube an mich selbst und meine Kompetenzen haben mir geholfen, diese Selbstzweifel abzuschütteln. Ich war stets entschlossen, die Ziele zu erreichen, die ich mir gesetzt hatte. Außerdem werde ich vom Wunsch, für eine bessere Zukunft der weiblichen Führungskräfte von morgen zu sorgen, angetrieben. Und das sage ich nicht nur als Mutter von zwei Töchtern.

 

4. Seit ein paar Jahren wird verstärkt über das Thema „Frauenquote“ in Führungspositionen diskutiert. Wie stehst du zu diesem Thema? Hilft unserer Gesellschaft die Einführung einer Einstellungsquote oder siehst du die Gefahr, dass sich weibliche Führungskräfte damit eher wie „Quotenfrauen“ fühlen?

Eine Frauenquote unterstützt gezielt die Karrieren von weiblichen Führungskräften und ist aus meiner Sicht vor allem in Deutschland, wo Führungspositionen immer noch hauptsächlich von Männern eingenommen werden, absolut notwendig. Ich sehe die Frauenquote als Chance, Frauen gezielt zu fördern und gleichzeitig auf die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen.

 

5. Was möchtest du weiblichen Young Potentials gern als Rat mitgeben, die sich für eine Führungsposition interessieren?

Der Rat, den ich gern weitergeben möchte, lautet: „Träumt groß, seid mutig und gebt niemals auf.”

 

6. Was können hingegen männliche Führungskräfte oder auch gleichgestellte Kollegen tun, um Frauen dabei zu helfen, ihr Potenzial zu entfalten und zu kompetenten Führungskräften zu werden?

Ich finde es enorm wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen. Männliche Führungskräfte sollten sich daher für weibliche Führungskräfte einsetzen und als Coaches und Mentoren fungieren.

 

7. Seit ein paar Jahren wird versucht, über gendergerechte Sprache für mehr Gleichberechtigung zu sorgen. Gleichzeitig gibt es hierzu aber auch kritische Stimmen und möglicherweise auch einen Bogen, den man überspannen kann. Wie ist deine Position zu dem Thema und inwiefern fühlst du dich durch eine gendergerechte Kommunikation mehr angesprochen?

Eine gendergerechte Kommunikation hilft dabei, bestehende Denkmuster zu durchbrechen. Die Sprache ist dynamisch, sie entwickelt sich stets weiter und passt sich an. Das ist ein natürlicher Vorgang.

 

Bonusfrage: Hast du noch weitere Gedanken zum Thema „Female Leadership“ oder „Leadership in Zukunft“, die du mit mir teilen magst?

Um das Thema „Female Leadership” voranzutreiben, müssen wir bei der jungen Generation ansetzen, damit künftig mehr weibliche Führungskräfte zur Verfügung stehen. Hierfür sind Initiativen bereits im Kindergarten und in der Schule nötig, um Kindern die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen und insbesondere Mädchen die nötige Förderung zukommen zu lassen.

 

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