In dieser Interviewserie stelle ich 7 Fragen an Inhouse-Führungskräfte aus dem Bereich SEO und Digitales Marketing. Hierdurch lernst du die Leads und ihre Perspektive über Leadership kennen und erhälst durch ihre Antworten Impulse für die Leitung deines eigenen Teams. Es lohnt sich also definitiv! Darf ich also vorstellen? Stephan Walcher, Director SEO bei AutoScout24. – Er wird mir im Folgenden Rede und Antwort stehen…

 

Stephan Walcher

Stephan Walcher
Director SEO bei AutoScout24

Stephan Walcher ist seit Oktober 2021 Director SEO bei AutoScout24, dem europaweit größtem Online-Automarkt. Davor führte er bereits Teams als Teamleiter und als Head-of, bei mehreren Agenturen, war bei Microsoft Bing und als Head of Product bei einem SEO-Tool Anbieter tätig.

 

1. Welches Buch, Blog oder Podcast hat dich als Führungskraft positiv geprägt und würdest du weiterempfehlen?

Ich mag das Buch Extreme Ownership von Willink und Babin. Führung bedeutet für mich nicht nur, Entscheidungen zu treffen, sondern auch die Konsequenzen zu verantworten und gleichzeitig dem Team alles zu geben, damit sie ihre Aufgabe optimal erledigen können und auch selbstständig Entscheidungen treffen können, denn die Führungskraft arbeitet für das Team und nicht das Team für die Führungskraft.

 

2. Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben und welche Erwartungen impliziert dies auf deine Mitarbeiter:innen?

Ich selbst würde meinen Führungsstil als situativ beschreiben. Das bedeutet für mich, dass ich mich in gewissen Situationen auch einfach zurückhalte und das Team machen lasse. Wenn ich aber merke, dass eine Entscheidung notwendig ist oder das Team Schwierigkeiten eine zu finden, dann übernehme ich gerne die Rolle. Mein Ziel ist es, dass jeder in meinem Team immer weiß, was zu tun ist und sich auf seine Fähigkeiten und Know-how verlassen kann. Daher gebe ich meinem Team auch immer alle Freiheiten, damit sie selbst Entscheidungen treffen können, aber immer wissen, dass sie mich jederzeit in ihre Entscheidungsfindung mit einzubeziehen können. Ich bin selbst leidenschaftlicher SEO und ich freue mich mit meinem Team Ideen zu diskutieren, neue Wege zu gehen und gemeinsam alles zu hinterfragen. Im Gegenzug erwarte ich von meinem Team, dass sie Verantwortung übernehmen, Tasks vorantreiben und dabei jeden, unabhängig vom Job Titel oder Level, mit Respekt behandeln.

 

3. Inhouse zu führen steht für mich auch stark in Verbindung mit dem Thema Stakeholder-Management. Wie gelingt es dir, andere Mitarbeiter:innen und Abteilungen für dein Thema zu begeistern und für die Umsetzung der für dich wichtigen Themen zu sorgen?

Bei AutoScout24 sind die SEO-Ziele nicht nur im SEO-Team verankert, sondern sind auch Teil der Produkt- und Engineers-Teams. Wir unterstützen also mit unserer Arbeit direkt die anderen Teams und die anderen Teams uns. Dieser gemeinsame Nenner macht den Job, andere zu begeistern, um einiges einfacher. Kombiniert man dies mit einer klaren Vision, einer Roadmap und belegt man alles mit Daten, können die Kolleg:innen es kaum erwarten loszulegen. Natürlich gehört ein wenig Storytelling dazu, aber die erzählt sich bei guten SEO-Initiativen fast schon von selbst. Die Themen oder die SEO-Initiativen, wie wir sie nennen, kommen dabei nicht von mir, sondern die erarbeiten wir im Team und challengen sie dann gegen anderen SEO-Initiativen in Sachen Aufwand und Nutzen. Das gibt dem Team nicht nur einen besseren Überblick was alles zu tun wäre, sondern erzeugt bessere Synergien wie zum Beispiel zwischen Technischem SEO und Content.

 

4. Du bekleidest eine Position des mittleren Managements. Wie gelingt es dir, die Spannung auszuhalten, die Interessen der Geschäftsführung zu vertreten und gleichzeitig dein Team zu schützen bzw. ihre Wünsche zu berücksichtigen?

Wir bei AutoScout24 haben einen sehr hohen Anspruch an uns selbst und haben uns sehr hohe Ziele gesteckt. Man könnte denken, dass dadurch der Druck sehr hoch ist, aber ich finde, der Druck wird bei AutoScout24 nicht weitergegeben, sondern jeder erzeugt seinen eigenen gesunden Druck, durch seine Ambitionen und seinen Wunsch zu wachsen und besser zu werden. Es ist daher nicht nötig, mein Team zu schützen, sollte es aber mal notwendig sein, würde ich mich immer direkt vor mein Team stellen, denn mein Team würde das gleiche auch für mich tun.

 

5. Inhouse zu arbeiten, bedeutet in ein Unternehmen, eine Branche tiefer einzutauchen. Im Gegensatz zum Agenturleben kann dies u.U. für mehr Monotonie sorgen. Wie sorgst du daher bei deinen Mitarbeiter:innen für ausreichend Abwechslung und immer wieder neue Herausforderungen?

Jeder SEO-Job kann monoton sein, auch das Agenturleben. Wenn man zum Beispiel die 100. Keywordrecherche gemacht hat oder wieder mal ein SEO-Site Audit ansteht und immer die gleichen Fehler auftauchen, kann das wirklich sehr monoton sein, aber das Inhouse SEO-Leben kann es auch. Bei AutoScout24 spielt SEO eine wichtige Rolle und wir werden schon frühzeitig in die Prozesse involviert und arbeiten dabei eng mit allen Bereichen zusammen. Das ist alles andere als monoton und zugegeben, manchmal wünschen wir uns ein wenig mehr Monotonie :D.

Wir sind alle sehr neugierig und leidenschaftliche SEOs. Wir lesen viel und teilen Interessantes untereinander oder richten einen Termin für die Kolleg:innen ein, um Spanendes vorzustellen, um zu überlegen, wie wir es für uns nutzen können oder wie wir es überprüfen können. Impulse und Ideen kommen dabei in der Regel aus dem Team selbst. Jeder gestaltet mit und motiviert sich und seine Kolle:inngen und manchmal trage ich genauso wie jeder in meinem Team dazu bei und berichtet über etwas Spannendes was ich gefunden habe.

 

6. Meetings sind ein zentrales Tool im Unternehmensalltag. Diese haben sich stark durch New Work (Home Office, Remote Work etc.) verändert. Welche regelmäßig stattfindenden Meetings haben sich für dich bewährt und wie gestaltest du diese so, dass diese effizient ablaufen und Spaß machen?

Wir hatten ursprünglich tägliche Stand-Up Termine mit dem gesamten Team, das haben wir aber nun seit Kurzem umgestellt, weil wir festgestellt haben, dass wir die Häufigkeit der Termine reduzieren können und ein anderes Setup bei der Größe des Teams effizienter ist. Aktuell arbeiten in Wochensprints, dazu schließen wir am Wochenanfang unseren Sprint der letzten Woche ab und planen die Tasks für die Woche. Dabei sind alle Teams anwesend, SEO Tech, Content und Data Science. Dann gibt es während der Woche für die einzelnen Teams noch einen Check-in Termin, indem die aktuellen Tasks und der Fortschritte besprochen. Am Freitag gibt dann einen Review Termin, indem wir alle zusammen die Woche Analysieren. Was waren Blocker, welche Issues gab es, was fanden wir großartig und woran sollten wir die nächste Woche unbedingt dran arbeiten.

Das Team ist hier sehr proaktiv und wir versuchen uns hier ständig zu optimieren. Wir probieren Sachen aus, hinterfragen unsere Meetings und unsere Meetingstruktur und passen diese falls notwendig an.

 

7. Welche weiteren Herausforderungen siehst du in der Remote-Führung und wie gehst du damit persönlich um?

Mit einem guten Team wie unserem sehe ich da kein Problem. Jeder weiß, was zu tun ist und jeder treibt seine Themen aktiv voran. Was wir aber festgestellt haben, wie schön es ist, wenn wir alle mal im Büro sind. Darum versucht mein Team auf eigenen Wunsch, sich auch möglichst oft im Büro zu treffen, denn es ist einfach schön, sich mal an der Kaffeemaschine mit den Kolleg:innen zu treffen und zu unterhalten. Bei AutoScout24 haben wir mehrere Küchen und auch eine Kantine ideal um auch mal so mit Kolleg:innen außerhalb des SEO Teams über dies und das zu reden. Eine schöne Abwechslung zum ständigen Video-Call Marathon, wenn man remote arbeitet.

 

Bonusfrage: Unternehmen arbeiten z.T. auch mit Agenturen zusammen. Die Setups sind hierbei sehr vielfältig. Daher stellt sich hierbei die Frage, wer hier eigentlich wen wie am besten führen sollte. Wie ist deine Sicht der Dinge: Wie gelingt eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Agenturen?

Ich denke, das Setup hängt stark vom Wissenstand und der Erwartungshaltung des Unternehmens ab. Würden wir uns die Hilfe einer Agentur holen, dann würde ich von dieser erwarten, dass sie sich wie ein Mitarbeiter perfekt in unsere Prozesse integriert, eigenständig und proaktiv die Aufgaben erfüllt. Es gibt aber auch Unternehmen, die brauchen die Unterstützung von Agenturen, weil ihnen das SEO Know-how fehlt. Hier sollte die Agentur die Ziele des Unternehmens kennen und hier aktiv unterstützen. Egal welches Setup man braucht oder wählt, ich denke, es ist entscheidend, das beide miteinander wachsen, sich gegenseitig challengen und am Ende dann gemeinsam Erfolge feiern.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert