In dieser Interviewserie stelle ich 7 Fragen an Führungskräfte-Coaches. Hierdurch bekommst du Einblicke über das Thema Leadership von Personen, die vielfältige Führungspersönlichkeiten und ihre Unternehmen begleiten können. Es lohnt sich also definitiv! Darf ich also vorstellen? Helge Schräder. Er wird mir im Folgenden Rede und Antwort stehen…

 

Helge Schräder

Helge Schräder

Helge A. Schräder ist Business Coach für Führungskräfte. Er entwickelt Führungskräfte weiter, damit sie für mehr Erfolg im Job sicher und klar auftreten ohne sich zu verstellen. Zuvor war er selbst viele Jahre in der Führung tätig. Er leitete unterschiedliche Teams im Bankenumfeld. Daneben ist er als Hochschuldozent an der FOM Hochschule tätig. Hier lehrt er zu verschiedenen Finanzthemen. Er ist begeisterter Läufer und dreifacher Familienvater.

 

1. Welches Buch, Blog oder welchen Podcast sind aus deiner Perspektive hilfreich für Führungskräfte und würdest du weiterempfehlen?

Da ich glaube, dass Führen erst mit Selbstführung beginnt, empfehle ich Psychokybernetik vonMaxwell Maltz. Ebenfalls fand ich das Buch Gott ist ein Kreativer – kein Controller von FrankDopheide gelungen. Darüber hinaus empfehle ich gerne meinen eigenen Podcast Führungs-Kraft 😉

 

2. Was ist für dich der Unterschied zwischen einem/einer Coach:in und einem Mentor:in? Und ab wann sollte jede Führungskraft sich den/die eine:n oder andere:n suchen?

Ich denke, dass die Übergänge fließend sind. Viele wünschen sich neben meinen Coaching-Ansätzen
auch Mentoring-Ansätze. Oft werden auch Themen besprochen, die eher einer Beratung
entsprechen. Grundsätzlich ist für mich ein Coach jemand, der den Weg mitgeht. Ein Mentor kann
auch jemand sein, der den Weg schon gegangen ist. Um als Coach erfolgreich zu sein, muss ich den
Weg nicht selbst gegangen sein. Ich muss mich gut in die Person hineinversetzen, damit ich
bestmöglich unterstützen kann. Ich bin überzeugt davon, dass Coaching immer wichtiger wird. Jede
Führungskraft, die sich weiterentwickeln möchte, sollte sich Unterstützung durch einen Coach
suchen. Auch für Führungskräfte, die die Führung leichter erleben möchten, weniger Stress im Alltag
suchen und einfach einen guten Umgang mit Herausforderungen finden möchten, sollten sich einen
Coach an die Seite nehmen.

 

3. Als was siehst du dich und wie stellst du sicher, dass du für deine Klient:innen einen Mehrwert lieferst? Muss deiner Meinung nach ein:e Coach:in oder ein:e Mentor:in selbst Profi als Führungskraft sein, um Führungskräfte begleiten zu können?

Ich sehe mich als Begleiter, der unterstützt und die richtigen Fragen stellt. Ich arbeite individuell und aktuell nur im 1:1 mit meinen Klient:innen. Ich habe selbst viele Jahre Führungserfahrung und kann die Herausforderungen nachvollziehen. Für einen erfolgreichen Führungs-Coach musst Du nicht selbst Führungskraft gewesen sein. Ich glaube, dass meinen Klient:innen und mir dies in meiner täglichen Coaching-Arbeit sehr hilft.

 

4. Was macht erfolgreiche Führung für dich aus? Und was würdest du Menschen raten, die das Ziel haben, sich in eine Führungsposition zu entwickeln?

Interessiere für Dein Gegenüber. Hinterfrage Dich selbst und werde Dir klar, was Du möchtest.
Außerdem solltest Du Dir genau überlegen, was Deine persönlichen Ziele sind und wie Du die mit
Deiner Führung umsetzen möchtest. Für Menschen, die in eine Führungsposition annehmen
möchten, helfen die Fragen: Was für eine Führungskraft möchtest ich sein und warum? Wie will ich
selbst wahrgenommen werden?

 

5. Mit welchen Tools (Frameworks, Tests usw.) arbeitest du gern und warum sind diese für die Arbeit von/mit Führungskräften ein Gewinn?

Ich arbeite grundsätzlich individuell und schaue, was meinem Gegenüber am meisten weiterhilft.
Nach vielen Coaching-Stunden kann ich das gut einschätzen. Da ich selbst eine Coaching-Ausbildung
bei Christopher Rauen absolvierte, arbeite ich mit dem RAUEN Analyzer bei Bedarf. Der Analyzer ist
ein wissenschaftlich fundiertes Coaching-Instrument. Es hilft dabei Einstellungen, Verhalten,
Entwicklungspotentiale, Umgang mit Stress und emotionale Balance zu identifizieren. Unabhängig
davon entdecke ich bei vielen Führungskräften eigene Glaubenssätze, die zum Beispiel die Delegation
erschweren oder die eigene Selbstsicherheit einschränken. Auch hier arbeite ich mit individuellen
Methoden an den Themen.

 

6. Man sagt: „Führung fängt mit Selbstführung an.“ Was bedeutet Selbstführung für dich und was gilt es hier für Führungskräfte zu tun. Inwiefern kannst du bestätigen, dass mangelnde Selbstführung direkte, negative Konsequenzen auf die Führung von anderen Menschen hat?

Das denke ich auch. Selbstführung beginnt schon damit, dass ich weiß was ich selber möchte. Dass
ich dafür einstehe und meine persönlichen Ziele verfolge. Erst wenn ich selbst darüber Klarheit habe,
kann ich dies auch an andere weiter geben. Erst dann weiß ich was ich von mir erwarte und was
andere von mir erwarten können. Wenn ich mich selbst nicht gut führen kann, fällt es mir noch
schwerer das dann auch auf andere zu übertragen. Das beginnt schon beim Zeitmanagement und
geht zum Beispiel bei der eigenen Motivation weiter. Wenn ich selbst nicht weiß was mich motiviert,
fällt es mir schwerer das auch bei anderen zu entdecken.

 

7. Wenn man sich Statistiken anschaut, dann ist der/die Chef:in eines/einer der am häufigsten genannten Kündigungsgründe. Das klingt danach, dass viele Führungskräfte ihren Führungsjob nicht gut machen und ihrer ihrer Rolle bzw. den Erwartungen ihrer Mitarbeiter:innen nicht entsprechen. Ist dem denn wirklich immer so? Was muss sich hier ggf. ändern?

Das ist gut möglich, dass Führungskräfte ein Kündigungsgrund sind. Doch ich kenne auch selbst viele
Beispiele, wo es zur Kündigung kam und die Rahmenbedingungen dazu führten. Daher ist es auch so
wichtig sich als Führungskraft zu überlegen: Welche Rahmenbedingungen möchte ich für mein
Team? Das kann selbstbestimmt sein und unabhängig von der Größe des Unternehmens. Nur den
Vorgesetzen als Grund anzusetzen, ist oft nur eindimensional gedacht. Ich glaube es sind mehrere
Faktoren. Ein positives Beispiel kann zum Beispiel sein, dass ich eher wegen meinem Chef im
Unternehmen bleibe. Auch das erlebe ich oft: Positive Führung erzeugt eine Sogwirkung. Mehrere
meiner Klient:innen wurden angesprochen, dass sie gerne in dem jeweiligen Team arbeiten möchten.
Einfach, weil es persönlich und menschlich ist.

 

Bonusfrage: Erst die Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und damit einhergehend instabile Lieferketten, Inflation, Rezession und gleichzeitig auch Arbeitskräftemangel und Fluktuationswellen. Keine einfache Zeit für Führungskräfte. Was ist in Zeiten wie diesen im Hinblick auf das Thema Führung ganz besonders wichtig?

Es ist egal, was für eine Zeit ist. Führung ist nie dringend, aber immer wichtig. Was ich oft in
Erstgesprächen feststelle, dass die Kommunikation immer noch unterschätzt wird. Viele Dinge
können durch regelmäßiges Besprechen einfach werden oder aufgelöst werden. Dafür muss ich mir
regelmäßig Zeit für mein Team nehmen. Für jeden Einzelnen. Als Führungskraft sollte ich proaktiv
sein und wissen wohin ich möchte. Ich sollte mir klar sein, was ich erreichen will und was genau ich
brauche. Im weiteren Schritt kommt dann der Austausch im Team. Wie wollen wir (gerade in
herausfordernden Zeiten) zusammenarbeiten? Die Herausforderung bei der Führung ist, dass ich als
Führungskraft oft glaube: Alles ist gut. Wenn dann viele Veränderungen auf mich einprasseln,
erkenne ich oft weitere Herausforderungen. Je mehr Zeit ich in meine Führungsarbeit stecke, desto
weniger bin ich in Eskalationen gefangen.

 

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